Im Laufe der 150 Jahre, in denen dieses Gelände gestaltet, gepflegt und verändert wurde, haben sich verschiedene Pflanzenarten durchgesetzt.
Gleich vorne am Haus betonen zwei symmetrisch angeordnete Lawson-Scheinzypressen (Chamaecyparis lawsoniana) das Eingangsportal. Weiter unten im Park haben sich einige Exemplare des Purpurblättrigen Bergahorns (Acer pseudoplatanus „Atropurpurea“) als Solitär entwickelt. Auch zwei Eichenarten zählen hier zu den Besonderheiten: Rotblättrige Stieleiche (Quercus robur „Atropurpurea“) und Traubeneiche (Quercus petraea), die durch den aufrechten Stamm in den Blick rückt, weshalb sie auch als Mast-Eiche geläufig ist.
Die Patina dieser Bäume erscheint im Frühjahr in einem bemerkenswert rötlichen Ton, was sicher kein Zufall ist, sondern die gestalterische Absicht deutlich macht. Auch das Laub zeigt sich rötlich. Vielleicht sollte so eine Verbindung zur dunkelroten Blutbuche (Fagus sylvatica „Purpurea latifolia“) im östlichen Teil des Parks gebildet werden. Hier beeindruckt zudem eine mächtige Stieleiche (Quercus robur).
Ein wichtiges Gehölz im Park ist die Eibe (Taxus baccata), die in unterschiedlicher Weise verwendet wurde. Mal ist sie Partner der großen Rhododendron-Gruppen, mal betonen die Eiben – schlicht wie Säulen – die Ecken des Wasserbeckens in der langen Blickachse. Nicht zu übersehen sind sie in ihrer kugeligen Form, wo sie unmittelbar vor der Rosen-Pergola die Symmetrie der Achse hervorheben und den Blick auf Blankenese und die Elbe-Landschaft bereichern.
Ein Höhepunkt dieses Parks ist die Trauerblutbuche (Fagus sylvatica „Purpurea Pendula“), die – etwas abseits der langen Blickachse – den östlichen Bereich mit dem eleganten Wasserbecken in seiner mystischen Wirkung verstärkt. Im Umfeld ziehen die fast hundertjährigen Pontischen Rhododendren (Rhododendron ponticum ssp. baeticum) und daraus entstandene Sämlings-Pflanzen ähnlicher Herkunft alle Aufmerksamkeit auf sich. Sie haben sich zu baumartigen Exemplaren entwickelt. Anders als moderne Sorten breiten sich die Zweige seitlich aus und bilden ein ausgedehntes Dickicht, durch das der Rundweg hindurchführt. Es ist erstaunlich, dass diese Rhododendron-Art sich hier so gut entwickelt hat, da ihr natürliches Vorkommen auf der Iberischen Halbinsel und am Schwarzen Meer liegt.
Als gute Ergänzung beweist sich Rhododendron catawbiense „Boursault“. Diese großblumige Hybride ist starkwüchsig und präsentiert ihre kräftig lilafarbenen Blüten Anfang Juni. Zu den alten, auch heute noch unverzichtbaren Sorten zählen auch Rhododendron catawbiense „Grandiflorum“ (lila) und Rhododendron roseum „Elegans“ (purpurrosa).
Als beidseitige Begleitung der Sichtachse waren von Anfang an, also vor einhundert Jahren, Rhododendren vorgesehen. Dieser Bestand musste Anfang der 1990er Jahre überarbeitet werden. Ersetzt und ergänzt wurden zwei Rhododendron-Sorten: „Cunninghams White“ und „Lee’s Dark Purple“, weiß- bzw. dunkellila blühend. Wie ein hübscher Saum wirken die dunkelgrünen Büsche vor der hohen Baumkulisse, die von Ende Mai bis Anfang Juni mit vielen Blütentupfern durchsetzt sind.
In den halbschattigen Bereichen des Parks hat sich inzwischen ein herrlicher Bestand aus Frühlingsblühern entwickelt, die an einem natürlichen Standort in einer Lichtung oder am Waldrand zu orten wären. Große Flächen werden nun von Maiglöckchen (Convallaria majalis) übernommen, die mit dem süßen Duft ihrer weißen Blütenstände den Park erfüllen.
Auch der Echte Salomonsiegel (Polygonatum ododratum) macht sich im Park breit. Diese Staude fühlt sich in lichtem Schatten wohl, wo sie im Mai und Juni ihre eleganten Blütenstiele präsentiert. Im späten Frühling bietet der Park einen weiteren Blüten-Höhepunkt. Am Ende der langen Blickachse, die von einem Sitzplatz unter einer Pergola begrenzt wird, entfaltet sich für einige Tage der überschwängliche Blütentraum der Rambler-Rose („Venusta Pendula“). Dieser Rosentyp, der 1921 von der Rosenschule Kordes in Klein Offenseth-Sparrieshoop eingeführt worden war, erwies sich als großer Verkaufserfolg.
Ausführlichere Einblicke in die Vegetation des Wilmans Park: